UFO UNO
UFO UNO ist ein vielschichtiges interdisziplinäres Kunst-/Forschungsprojekt zum Themenkomplex „Vereinte Nationen“.
Es begann um 2003 – also zu einer Zeit, die in Bezug auf die UNO von einer gewissen mutigen Selbstvergewisserung geprägt war. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit der UNO und das Schwanken zwischen Konstitutionalisierung und Instrumentalisierung des Völkerrechts waren große Themen. Der Bedarf an einer demokratischen Weiterentwicklung und Reform der UNO wurde vielfach diskutiert und initiiert.
Grundsätzliche Anfechtungen der UNO als ein humanistisch aufgeklärtes liberales Projekt der Verrechtlichung der internationalen Beziehungen begleiten die UNO seit ihrer Gründung.
Heute jedoch ist das universale Projekt der UNO vor allem durch die weltweit zunehmende regressive, populistische, autoritäre Infragestellung der Grundprinzipien von Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit gefährdet wie nie zuvor – auf allen Ebenen. Das ist besonders fatal, da uns die Zeit davon läuft: Die Klimakrise, das Artensterben, die Umweltverschmutzung schreiten rasant voran. Der Schutz unserer aller Lebensgrundlagen ist wesentlich auch eine internationale, eine transnationale politische Herausforderung, und die einzige annähernd inklusive institutionelle Plattform, die wir dafür haben, ist die UNO.
Nach der UN-Biodiversitätskonferenz COP16 in Cali/Kolumbien und der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku/Aserbaidschan in 2024 ist der Frust groß – trotz mancher Teilerfolge. Das Instrument der COP* scheint aus der Zeit gefallen, der Multilateralismus ein vergebliches Unterfangen, die Länder zum gemeinsamen Handeln zu bewegen. Der Kampf gegen das Artensterben und die Klimakrise kann aber nicht im nationalen Alleingang gewonnen werden. Dafür braucht es multilaterale Treffen und die uneingeschränkte Bereitschaft der Industrienationen ihren Verpflichtungen nachzukommen …
(* COP = Conference of the Parties – im Völkerrecht das höchste Gremium einer internationalen Konvention, eines Abkommen, völkerrechtlichen Vertrags bzw. eines Übereinkommens, wie etwa unter der Schirmherrschaft der UNO oder der WHO. Alle Vertragsstaaten sind jeweils zur Teilnahme eingeladen.)
Das klapprige UFO muss weiter erforscht, verbessert und wieder flott gemacht werden – bottom up and top down.
Projekte
2022 – Gespräch über ein Pressefoto-Archiv-Projekt zu Liberia während der UN-Mission UNMIL, HKW, Berlin
2020 – autoethnografische lecture performance über UN-Kosmopolitismus, mit Jan Arlt, Oberhausen (s. Foto unten)
1919 – Solidarischer Kosmopolitismus, eine Projektidee vor der Corona-Zäsur
1919 – Vortrag im Rahmen von „Der utopische Raum“, Stiftung Medico International, Frankfurt am Main
2018 – Panel, Ausstellung, Film: „Spotlights on Liberia, 2003-2018“, Afrikahaus, Berlin
2015 – Vortrag „Degrowth, Klimagerechtigkeit und die UN“, Attac-AG Degrowth
2013 – Künstlerischer Beitrag zum NO-Humboldt-Kampagnen-Koffer, „Restitution – cosmopolitan legal order in the making“, HKW, Berlin
2009 – Ausstellungsbeitrag „UNMIL Ballade“, Fotos und Videoclips, mehrere Ausstellungsprojekte, Frankfurt am Main
2008 – Forschungsaufenthalt in Liberia; Präsentation des Dissertationsvorhabens „’Local and National Ownership’ – eine friedenspolitische Norm? UN-Peacekeeping und Selbstbestimmung in Liberia“, Technische Universität Darmstadt
2007 – DGVN-Studienreise nach Liberia, Text über die liberianische Journalisten-Vereinigung in Blickpunkt Liberia (Blaue Reihe Nr. 101)
2006 – Konferenz und Ausstellung: UFO UNO – Vereinte Nationen, Öffentlichkeit und Kunst, Frankurter Kunstverein, Frankfurt am Main
2006 – Buchbesprechung: „Die UNO“ von Klaus Dieter Wolf in Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, 31.03.2006
Hier geht es zur alten Webseite: UFO UNO-Archiv.
(Foto: Jan Arlt projiziert in seiner Lecture Performance seine Videaoanimation auf das UFO UNO-Plakat von UK, Oberhausen, 2022)